Zeig‘ den Menschen, welchen Wert Ihr Beitrag hat!“
Im Fokus standen dieses Mal die BenutzerInnen von Online Plattformen bzw. die Frage wie Plattformen von Vorneherein "nutzerorientiert" auf die Charakteristika und Bedürfnisse der AnwenderInnen hin "designed" werden können.
Dazu sind wir im 7. Diskurs Digital gemeinsam folgenden Fragen nachgegangen:
Wann werden Partizipationsplattformen als funktional, nützlich und bedienerfreundlich wahrgenommen?
Wie kann konstruktives Zusammenwirken von Online- und Offline-Beteiligung abgebildet werden?
Wie kann die Anwendernähe systematisch hergestellt und während des gesamten Produktzyklus (der gesamten Entwicklung) beibehalten werden?
Was leisten dabei Methoden und Denkschulen wie Service Design, Design Thinking, User Research, teilnehmende Beobachtung?
Was kann/muss man über Zielgruppen, Nutzungsroutinen, Technikaffinität wissen?
Lösungsorientierung ist wichtiger als Technologie
In der Keynote gab Peter Purgathofer/ TU Wien Grundsätzliches zu bedenken:
Es muss beim Design einer "Plattform", einer Maßnahme - unabhängig von der einzusetzenden Technologie - immer um die Lösung einer Problemstellung gehen. Die Antwort ist selten die Auswahl einer bestimmten Technologie, denn diese Herangehensweise transferiert die Fragestellung nur in einen technischen Kontext, löst sie aber nicht.
Die Auswahl der Technologie führt immer zu einem Ein- oder Ausschluss bestimmter Zielgruppen, die über bestimmte Technologien mehr oder weniger Zugang (Accessibility) haben und/oder diese in unterschiedlichem Grad beherrschen.
Enable, engage, empower
Die Motivation der Zielgruppe besteht vorallem im Gefühl der Selbstwirksamkeit bzw. in der Wirksamkeitserfahrung. Der Erfolg der Plattform steigt in dem Maß, in dem den Menschen/AnwenderInnen aufgezeigt werden kann, was der Wert und die Wirkung ihres Beitrages ist.
Peter Fröhlich / AIT berichtete im Vortrag von seinen Learnings aus zahlreichen Forschungsprojekten zur "Partizipation": "Enable, engage, empower" sind die Imperative, an denen sich (Online) Partizipation orientieren kann.
Neue digitale Möglichkeiten "enablen" neue Zielgruppen an Entscheidungsprozessen, sie können sich spontan engagieren ("engage") und sehen eine neue Qualität hinsichtlich ihrer Wirksamkeit ("empower").
Beim Design ist die ständige Erhebung und Berücksichtigung der Nutzererfahrung genauso entscheidend wie interdisziplinäre Teams. Eine Grundvoraussetzung sei im Übrigen eine klare strategische Zielsetzung und Motivation seitens der Stakeholder.
Von Prototypen, Tests und User Research
Diese Einschätzungen wurden auch durch die drei Praxisbeispiele bestätigt, die in einem Gespräch vorgestellt wurden:
Die Berücksichtigung der Bedürfnisse der AnwenderInnen wird zumeist durch knappe Ressourcen (Kosten und Zeit ) aber oft auch durch (un-)klare Zielsetzungen seitens der Auftraggeber erschwert.
Die drei Experten Volker Schnäbele / Crowdlynx, Hannes Leo / discuto und Peter Kühnberger / dialog Plus waren sich auch darüber einig, dass nutzerzentrierte und problemlösende Ansätze wie der Lean Startup Ansatz hilfreich sind sowie auch im Speziellen User Research (Umfragen, Interviews, Diskussionen) und Prototypen. Im Fall des Schülerhaushaltes wurde durch den Einsatz von Online Partizipation der administrative Aufwand reduziert, sowie die Transparenz des gesamten Prozesses erhöht.
Hannes Leo kam im Rahmen von Discuto zu dem Schluss, dass man zu Beginn eines Partizipationsprozesses am besten Hypothesen testen sollte, statt sich auf fixe Annahmen zu verlassen.
Ein passendes Schlusswort kam von Peter Purgathofer:
Um Technologien und Partizipation miteinander zu verheiraten, kann man sich nur iterativ auf einen "unvorhersehbaren Optimalzustand" zubewegen, der dazu führt, dass eine Technologie in einem "perfekten" Kontext landet, d.h. optimal ge- und benutzt wird. Denn meist schlagen Technologien nicht immer in dem Kontext "ein" für den sie ursprünglich vorgesehen waren - so wie es beispielsweise bei der SMS der Fall war.
Das Publikum kam natürlich auch diesesmal zu Wort und das nicht zu kurz. Im Rahmen eines Fishbowls mit Markus Murtinger / usecon, Kirsten Neubauer / neu&kühn, Rudolf Greger wurde über eine Stunde die in den Vorrunden angesprochenen Themen in alles Richtungen lebhaft diskutiert.
Das Trio Max Harnoncourt / factline, Ursula Seethaler / kier communication und Christoph Henrichs / Wirtschaftsagentur haben gemeinsam durch den Abend geführt.
Um mehr Einblick zum Thema zu bekommen, laden wir Sie ein, sich die nachstehenden Videos und Fotos anzusehen. Selbstverständlich stehen Ihnen auch die Präsentation zu den Vorträgen von Peter Purgathofer undPeter Fröhlich zur Verfügung.
Einleitende Worte: Max Harnoncourt (factline), Ursula Seethaler (kier communication), Christoph Henrichs (Wirtschaftsagentur Wien)